Blaue Pfade, Revitalisierung heilender Orte
Fünf Interventionen entstanden auf Sizilien im Rahmen der Sommerschule „Blaue Pfade“. Sie werden im Bad zum Raben, einem alten Badehaus in der Stadt Baden in der Schweiz, ausgestellt.
Wasser ist eine lebenswichtige Ressource, die zu unserem Wohlbefinden beiträgt. Wasser fördert den gemeinschaftlichen Zusammenhalt und dient als Zufluchtsort vor hohen Temperaturen. In einem 12-tägigen transdisziplinären Workshop von Ende September bis Anfang Oktober 2024 setzten sich 31 Studierende aus Stuttgart, Nürnberg und Palermo auf Sizilien, in den beiden Kleinstädten Sclafani Bagni und Petralia Sottana im Nationalpark Parco delle Madonie, mit der bestehenden Badekultur und den damit verbundenen Strukturen, Prozessen und Nutzungen des Wassers auseinander.
Geleitet von der Frage, wie Wasserquellen so reaktiviert werden können, dass sie zu einem qualitativ hochwertigen Raum für die lokale Bevölkerung werden und gleichzeitig für Besucher*innen offen bleiben, erforschten die Studierenden gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung und eingeladenen Expert*innen (u.a. LOTs, acquerare, OFF SEASON und der Künstlerin Ines Lechleitner) mögliche Ansätze. In einem dialogischen und partizipativen Prozess wurden fünf Interventionen entwickelt und in einem Blauen Pfad miteinander vernetzt. Zum Wochenende wurden die Bewohner*innen und Gäste an einem Tag eingeladen, sich gemeinsam mit den Studierenden auf den Blauen Pfad zu begeben: Im Ort Sclafani Bagni wurden in einer Performance mögliche Nutzungen für einen Brunnen im Dorf, wie duschen, reinigen oder trinken gezeigt. Ein schwimmender, mit Kräutern gedeckter Tisch im Wasserbecken am Ortseingang lud zum Teetrinken und Verweilen ein. Zur natürlichen Thermalquelle kamen die Besucher*innen nach einer kleinen Wanderung durch die vielfältige und duftende Kräuterlandschaft. An der Quelle bot eine eigens gebaute Umkleidewand aus natürlichen, am Ort vorhandenen Materialen genügend Schutz zum Umziehen, um ein heilendes Bad zu nehmen. Am Ende des Weges gab es einen „Aperitivo Italiano“ mit Filmvorführung im Freien. Die Schönheit des ehemaligen historischen Thermalbades, heute eine nicht zugängliche Ruine im Dornröschenschlaf, wurde von den Studierenden filmisch dokumentiert und stimmungsvoll an einer Außenwand des Bauwerkes projiziert. In Petralia Sottana fand an einem zentralen Treffpunkt am „Corso“, der Hauptstraße des malerischen Städtchens, eine Installation im öffentlichen Raum mit dem Titel „sogno blu“ statt. Über Fundstücke des seit über zehn Jahren geschlossenen Schwimmbades am Rande der Stadt, Interviews und „räumliche Stillleben“ zum Thema Pool wurden die Bewohner*innen zum Gespräch eingeladen, um ihre persönlichen Erinnerungen und Geschichten zum Schwimmbad zu teilen, aber auch Träume und Wünsche für die Wiedereröffnung dieses Ortes als Raum für Freizeit und Gesundheit, für Wohlbefinden und für das Erleben von Gemeinschaft neu zu erschaffen.
Von Anfang an war die Kooperation der Studierenden mit den Bewohner*innen von Sclafani Bagni und Petralia Sottana, den Gemeinden und ihren Bürgermeister*innen sehr produktiv. Die außergewöhnlich gastfreundliche Aufnahme der Studierenden und Lehrenden schaffte eine Gemeinschaftserfahrung, die stets auf gegenseitiger Wertschätzung aller Beteiligten beruhte.
Die fünf Interventionen werden im kontext-angepassten Format im Bagno Popolare in Baden in der Schweiz von 19.10.-21.11.24 ausgestellt. Über zahlreiche Besuche freuen wir uns sehr!
Zur Vernissage am Samstag, den 19.10.2024 um 17 Uhr laden wir alle Interessierte herzlich ein.
Die Sommerschule Blaue Pfade ist eine Kooperation zwischen dem IRGE, Institut für Raumkonzeptionen und Grundlagen des Entwerfens der Universität Stuttgart, dem Lehrgebiet Gebäudelehre und Entwerfen der TH Nürnberg, der Academia di Belle Arti di Palermo, der Gemeinde Sclafani Bagni, der Gemeinde Petralia Sottana, dem Bagno Popolare aus Baden in der Schweiz und dem Instituto Italiano di Cultura Stoccarda.
Sie wurde vom DAAD großzügig im Rahmen des Programms „Hochschuldialog mit Südeuropa“ gefördert.