Polychromie - ein Experiment | Seminar IRGE SoSe 20

 

Das Ausblenden störender Farben in der Fotografie fokussiert den Ausdruck des Bildes auf Form, Licht und Kontrast. Das Schwarz-Weiß-Bild ist das Ergebnis der Reduktion.

Es gibt einen gewissen Trend in der zeitgenössischen Architektur zum monochromen Schwarz. Die monolitischen Gebäude der Antike in nur Weiß, die „farblose“ Moderne oder auch die kubischen Häuser der Kykladen mit ihrem Gipsanstrich faszinieren uns. Die Bemalung antiker griechischer Tempel entzündete den sogenannten „Polychromiestreit“ und die Villa La Roche stellt Le Corbusiers ersten Versuch einer systematischen Farbgestaltung mit achtzehn Farbtönen dar.

„Im Innenraum erlauben die ersten Versuche der Polychromie, basierend auf den spezifischen Reaktionen der Farben, die camouflage architectural, das heißt, die Bestätigung gewisser Volumen oder umgekehrt deren Neutralisierung. Das Interieur des Hauses soll weiß sein, aber damit dieses Weiß geschätzt werden kann, braucht es die Anwesenheit einer fein abgestimmten Polychromie: Die Wände im Halbschatten werden blau sein, diejenigen in vollem Licht rot; man lässt einen Baukörper verschwinden, indem man ihn in reinem Umbra streicht, und so weiter.“ Le Corbusier

Unsere Welt ist farbig. Farben schaffen Ordnung, Orientierung und Hierarchien. Manchmal verwirren sie. Farben werden vor Kuntur und Form wahrgenommen.

Warum wird im Entwurfsprozess an Farbigkeit oft zuletzt gedacht? Möglicherweise fehlt es uns an Erfahrung im Umgang mit Farbe und an Kenntnis über ihre komplexen Wirkungszusammenhänge. In unserem Experiment mit Pinsel, Kreide und Photoshop werden wir unsere Sinne für die Farbwelt schärfen, unser Unterscheidungsvermögen schulen und Strategien für eine polychrome Architektur entwickeln.

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