die idee | denk modell raum
Seminar IRGE WiSe 22/23
„Der Arbeitsprozess besteht oft zum Teil darin, dass ich im Atelier herumgehe. Während man so herumgeht, hat man ein gewisses peripheres Sehen. Man schaut im Vorübergehen auf die verschiedenen Elemente im Atelier. Neben diesem peripheren Sehen gibt es auch ein peripheres Denken: Man denkt an Texturen, Bilder und Möglichkeiten, die zusammenkommen, um die Energie zu generieren, die notwendig ist, damit die Arbeit wirklich anfangen kann. Es ist, als würde die sieben Zentimeter lange Reise, die ein Gedanke in deinem Gehirn macht, während er sich von einem Areal zum anderen bewegt - von der Erinnerung zum Verarbeitungsteil und zu all den anderen Arealen - auf die zwölf Meter des Ateliers hin ausgedehnt, wo man von Bild zu Bild geht und jenen Augenblick empfängt, in dem sich eine Idee entfacht. Wir können uns das Atelier als einen Ort vorstellen, an dem die Welt hereingebeten wird. Sie kommt sowohl in Form physischer Objekte als auch in Form geistiger Ereignisse: Zeichnungen, Fotos, E-Mails, Telefongespräche, Erinnerungen, in denen Fragmente der Welt das Atelier erfüllen. Und das Atelier wird auch zu einem Ort, an dem diese Dinge neu arrangiert und verbunden werden, bevor sie in die Welt zurückgeschickt werden - entweder als Zeichnung oder als Film, als Geschichte, Performance oder Vortrag.“ William Kentridge
Architektur ist nicht die kreativste Disziplin in der Welt der „Kreativen“. Erdrückt uns die Komplexität, ein Gebäude zu errichten, oder ist die zu erbringende Gesamtleistung nur ein Vorwand, meist auf bekannte Muster zurückzugreifen?
„Ich glaube, dass viele Menschen schöpferische Fähigkeiten besitzen – nur erkennen sie ihre Begabung nicht, da sie nie geübt oder ausgebildet wurde...Unter „Kreativität“ verstehe ich die Fähigkeit, aus dem Gefängnis der alten Ideen auszubrechen und neue zu entwickeln. Diese Art zu denken nenne ich „laterales Denken“...Ich glaube nicht, dass Kreativität die Gabe einer guten Fee ist. Ich glaube, sie ist eine Fertigkeit, die wie Autofahren geübt und gelernt werden kann. Wir halten die Kreativität nur für eine Gabe, weil wir uns nie bemüht haben, sie als Fertigkeit zu üben.“ Edward de Bono
Ist William Kentridges „peripheres“ Denken nur dem Künstler überlassen und grenzt sich Edward de Bonos „laterales“ Denken von dem des Künstlers ab? Ist Architektur das Ergebnis eines Denkprozesses? Wenn ja, dann können wir Kreativität erlernen.
Seminarvergabe: Auswahl durch Einführungsübung; Lehre: Präsenz und/oder digitale Form, ETools: Web, Photo, Film, Modell, Referat, Conceptboard