function follows form
Elias Röhner | Paula Simen
„Wer hat dich wohl gemacht, dachte ich. Du erinnerst an nichts, gleichwohl bist du nicht gestaltlos.“ So beschreibt schon 1871 Paul Valéry in seinem Buch Eupalinos oder Der Architekt das „Objet ambigu“, ein Objekt, welches seine Herkunft nicht preisgibt. Während sich bei Valéry die Urheberfrage um Kultur und Natur dreht, bezieht dieser Entwurf die Frage auf die künstliche Intelligenz. In vier Schritten wird ein möglicher Entwurfsprozess mit künstlicher Intelligenz als Entwurfspartner aufgezeigt. Im ersten Schritt wird eine Bildserie mithilfe der künstlichen Intelligenz generiert. Den zweiten Schritt stellt die Verräumlichung dar. Hierbei wird das zweidimensionale Bild in ein dreidimensionales Objekt übersetzt und interpretiert. Im nächsten Schritt wird das Objekt analysiert, verortet und mit einer Funktion plausibilisiert. Den letzten Schritt bildet die konstruktive und architektonische Ausarbeitung der entstandenen Mikroarchitektur. Über den gesamten Prozess gilt das zuvor generierte Bild als ausschlaggebende Vorgabe in Bezug auf die Gestalt der Architektur. Das Resultat dieser Vorgehensweise bringt Architekturen hervor, die unerwartet und verspielt sind und eine eigene Ästhetik besitzen. Die entstandenen Objekte bewegen sich zwischen künstlerischen Installationen und funktionalen Alltagsarchitekturen und wollen den Betrachter somit zum Nachdenken bewegen, ohne dabei ihren Nutzen zu verlieren. Durch diesen Kontrast wird auf das Thema der Entkunstung in der Architektur eingegangen. Die Formgebung am Anfang des Entwurfsprozesses und die erst daraufhin folgende Rationalisierung kehren die aktuelle Vorgehensweise in der Architektur um. Somit entstehen unerwartete Ergebnisse, die sich von bestehenden Architekturen abgrenzen. Der Entwurf zeigt nur eine von vielen möglichen Arbeitsweisen mit künstlicher Intelligenz auf. Jedoch wird das Potenzial der KI als Entwurfspartner sichtbar.