Archetypen
Als Entwerfende sind wir einer Vielzahl von parallel existierenden, architektonischen Richtungen ausgesetzt, die unweigerlich unsere eigene Art zu entwerfen und über Architektur nachzudenken, beeinflussen. Das Streben nach Originalität und die zunehmende Sättigung mit visuellen Eindrücken führen dabei oftmals zu einer Orientierungslosigkeit in Bezug auf das, was architektonisch sinnvoll und angemessen ist.
Vor diesem Hintergrund unternehmen wir im kommenden Semester den Versuch, sich im Entwurfsprozess weniger von zeitgenössischen Referenzen leiten zu lassen, sondern diesen vielmehr wieder bewusst auf eine begrenzte Anzahl morphologischer Typen zurückzuführen. Gegenüber einer subjektiven und individuell gestalteten Bauform liegt die Attraktivität eines architektonischen Typus in den prinzipiellen räumlichen und strukturellen Qualitäten, die sich über die Jahrhunderte und über konkrete Anwendungen in verschiedenen Umgebungen bewährt und verfeinert haben.
In einem ersten Schritt werden die Entwurfsteams Herkunft und Wandel verschiedener Archetypen durch ausgewählte Referenzgebäude analysieren. In eigenen Zeichnungen und Modellen sollen dabei die Zusammenhänge einer archetypischen Kategorie herausgearbeitet und die mannigfaltigen Ausprägungen entdeckt werden. In der zweiten Entwurfsphase folgt die Aktualisierung und Spezifikation des analysierten Archetyps im Einzelfall: An bestimmten Orten, die für den jeweiligen Typus geeignet erscheinen. Durch den Kontext, die Implementierung eines passenden, gesellschaftlich relevanten Programms und die materielle Ausarbeitung soll der Typus einerseits eine konkrete Prägung im Einzelfall erhalten, aber gleichzeitig auch seine Robustheit gegenüber künftigen Bedeutungs- und Nutzungsänderungen beibehalten.