Über den Dächern
Jelena Jelovac | Lisa Bauer
Der Tanz wird durch einen Rhythmus, eine Bewegung und eine Mimik und Gestik definiert. Er ist einer der ältesten Arten des menschlichen Ausdrucks, der die soziale Interaktion fördert. Heutzutage sind viele Tanzformen bekannt - ob in Gruppen, zu zweit oder alleine. Der Tanz lässt alle möglichen Formen zu. In Stuttgart wird viel getanzt. Allerdings ist das Angebot an nutzbaren Räumen zu gering. Viele Veranstaltungen finden privat organisiert in angemieteten Flächen statt. Dadurch entsteht ein Mangel an Sichtbarkeit, der die Szene immer weiter schrumpfen lässt.
Ein Tanzhaus soll auf dem Züblin-Parkhaus in Stuttgart entstehen. Das Grundstück befindet sich an der Schnittstelle zwischen Leonhards- und Bohnenviertel. Im Rahmen der IBA 27 soll eine neue Mitte im Bereich des Parkhauses entstehen. Der Leonhardsplatz ist ein zentraler Treffpunkt, der schnell durch die U-Bahn-Station „Rathaus“ oder zu Fuß erreicht werden kann. Dieser liegt ebenfalls zwischen den zwei größeren Plätzen Charlottenplatz und Österreichischer Platz. Das architektonische Konzept stellt ein Hochpunkt dar, der die weiteren Hochpunkte der Innenstadt aufnehmen soll. Dieser generiert eine klare Sichtbarkeit von der Innenstadt und Halbhöhenlage aus. Es stellt ein Blickfang für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer dar. Die Positionierung des Hochpunktes findet im hinteren, ruhigeren Bereich des Parkhauses statt und hebt eine neue Platzsituation hervor, die dem Tanzhaus zugehörig ist. Die Erschließung ins Tanzhaus erfolgt über zwei unterschiedliche Wege. Die direkte Zugänglichkeit wird über das Treppenhaus am neu gestalteten Platz hergestellt. Vom Leonhardsplatz führt zudem eine Außentreppe auf die öffentlichen Dachflächen.
Die Dachfläche wird mit dem Tanzhaus zusammen bespielt. Urban Gardening, Sportflächen und Ruhezonen sind das Bild der neuen Mitte, die von allen Personen genutzt werden können. Das innenräumliche Konzept wird von einer inneren offenen Erschließung geleitet. Skulptural freistehende Wendeltreppen schlingen sich durch den Körper und machen das Tanzhaus belebbar. Sie sollen die Kommunikation zwischen den gestapelten Geschossen herstellen und den Austausch zwischen den Tänzer*innen ermöglichen.
Jedes Geschoss bietet eine differenzierte Nutzung: Tanzsäle, Tanzstudios, Verwaltung und eine Bar bilden das Nutzungskonzept. Die Materialität der Fassade spiegelt die Nutzungen nach außen hin wieder. Jeder Nutzung ist ein Material zugewiesen, die als transluzente Flächen eingesetzt werden. In den Tanzsälen kommt das Streckmetall zum Einsatz. In den Tanzstudios werden Polycarbonat-Paneele eingesetzt, die ein ungestörtes Training ermöglichen. Die Erschließungszonen werden als transparente Fläche vorgesehen der Ein- und Ausblick soll hier immer gegeben sein. Es entsteht eine Materialcollage in der Fassade, die die verschiedenen Nutzungen hervorhebt.