Herzenssache

Joscha Kalweit | Sophie Schechterle

Status Quo

Die Geschichte des Boarding-House der ehemaligen Fernmeldeschule ist keine vielschichtige. Das 1980 erbaute, fünf geschossige Gebäude diente der Unterbringung von Mitarbeitenden der Deutschen Bundespost während der Aus- und Fortbildung und weist die zu diesem Zweck nötige, strickte, hotelartige Grundrisstypologie auf. Das Gebäude soll in Zukunft für die zeitgemäße Unterbringung von Gastdozierenden der Universität Stuttgart umgebaut werden. Dazu soll die bestehende Grundrissstruktur aufgelockert und mehr Gemeinschaftsflächen geschaffen werden. Der langgestreckte bestehende Baukörper weißt eine klare dreigeteilte Typologie auf und das Gebäude in 3 fast eigenständige Baukörper ein, welche sich hin zum bestehenden Innenhof im Süden orientieren.

Begegnung statt Einsamkeit

Als achtsame Auseinandersetzung mit dem Bestand jongliert das Vor- haben zwischen stadtgestalterischen Auflagen und zukünftigen Nutzungsbedürfnissen - und wagt einen durchwegs radikalen Eingriff in der Mitte des Gebäudes. Während die Außenhülle und ein Teil der bestehenden Grundrissstruktur erhalten bleibt, wird das Innere des mittleren Baukörpers gezielt geöffnet, um so optimale Vorraussetzungen für einen attraktiven Begegnungsraum zu schaffen. Der entstehende Luftraum wirkt wie ein Geschenk welches sich die fünf Geschosse windet und somit als Herz des Gebäudes wirkt. Die Geschosse sind über fließende Treppen miteinander verbunden und unterstreichen die Bedeutung der kollektiven Nutzung. Der Entwurf beschreibt eine Synthese aus respektvollem Erhalt von bereits Gebautem und neu Geplantem am Puls der Zeit: Behutsame Rücksichtnahme und konsequente, moderne Typologie fließen in ein magisches Produkt ein, das ein ungebändigt, natürliches, heimeliges Dazwischen im Zentrum einer bereits bestehenden Struktur verwurzelt. Ein Haus intelligent genug, um die Bedeutung des zwischen- menschlichen Miteinanders buchstäblich in neue Sphären zu heben und ein Zuhause zu schaffen.

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