Modulor Therm - Fuente Santa

Lucas Gassert | Felix Jochim

Zu Beginn des Entwurfs beschäftigten wir uns mit den Thermen des Diokletian in Rom und der Unité d’Habitation in Marseille. Diese Themen bildeten die Grundlage und wurden auf ihre Ordnungssysteme untersucht.
Die Kaisertherme in Rom schafft es auf eine faszinierende Art und Weise Räume miteinander zu verbinden, ohne dabei wirkliche Erschließungsflächen auszubilden. Des Weiteren begeistert das Grundmaß, auf dem die Therme des Diokletian in all seinen Bauteilen beruht. Basis hierfür ist der untere Säulendurchmesser, der im Falle der Diokletianstherme und der damit einhergehenden kompositen Ordnung 1/12 der Gesamthöhe der Säule entspricht. Dieses Maß nennt Vitruv „Modulus“. Überleitend beruht Le Corbusiers‘ Wohnkomplex in Marseille ebenfalls auf einem Grundmaß, welches er als „Modulor“ beschreibt. Grundlage ist hierbei jedoch der Mensch, seine Maße und ihre Abhängigkeiten. Der schweizer Architekt erschuf hieraus ein zweidimensionales Raster, dessen Flächen proportional anwachsen. Grundlage ist auch hierbei der Goldene Schnitt und die daraus folgende Fibonacci-Folge. Das somit resultierende „Spiel der Füllungen“ lässt sich auf eine unendliche Art und Weise ausführen.

An dieser Schnittstelle, und mit dem Typus Therme als Vorbild, wurde ein dreidimensionales Baukasten-System entwickelt, das 25 Teile besitzt und dessen Grundmaß 2,26 m beträgt. Diese bilden die räumliche Grundlage und bieten wie das „Spiel der Füllungen“ eine schier unbegrenzte Varianz an Anordnungen. Um dem Typus Heiltherme gerecht zu werden, wurde als Standort die Thermalquelle Fuente Santa an der Südspitze von La Palma auf der jüngsten Insel der Kanaren auserwählt. Darauffolgend wurde eine passende Grundrisskonfiguration erarbeitet, welche dem schroff-poetischen Standort, bestehend aus Lava- und Basaltgesteinen, gerecht wird. So bewegt sich der Besucher zuerst durch Foyer und Besucherzentrum, Umkleiden und Duschräume, die den Gast empfangen und auf das Baderitual einstimmen. Während Freibereiche, die darüber hinaus als introvertierte Ruhegärten unter freiem Himmel genutzt werden, den Baukörper längs erschließen, erfolgt die Querverbindung zwischen den verschiedenen Thermen- und Erlebnisräumen mittig. Der Badeablauf folgt dabei dem römischen Vorbild mit unterschiedlich temperierten Bereichen. Dem natürlichen Weg des Wassers folgend von der Quelle bis hin zum Atlantik, wurde der letzte Raum als Gezeitenbecken konzipiert, welcher das kühlende Meerwasser, je nach Tide, hineinschwappen lässt und den offenen Zugang auf die See freigibt.

Auf die raue Küstenlandschaft reagiert der Baukörper mit einer horizontalen, groben Bretterschalung mit Basaltzuschlägen. Die Innenbereiche hingegen sind mit einer glatten Schalung gefertigt, die das Thema des Ausfräsens der Räume aus den soliden Blöcken stärkt. Die Becken der einzelnen Thermenräume sind mit farbigen Fließen aus der Farbpallette von Le Corbusier versehen.

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