Ort der Erholung
Benedikt von Scholley | Benedikt Zeller
Ausgangspunkt für das Projekt „Ort der Erholung“ war die Beschäftigung mit der Katsura Villa im japanischen Kyoto. Sie wurde Anfang des 17. Jahrhunderts begonnen und seitdem mehrfach erweitert. Dadurch entstand die besondere Form der Villa mit ihrer Dachlandschaft sowie die horizontale Endlosigkeit. Einige dieser Prinzipien dienten als Grundlage und wurden übernommen, verändert oder weitergeführt.
Durch die speziellen Eigenschaften ergab sich auch die Idee für das Gebäude als Ort der Erholung. Dieses befindet sich im Würzbacher Moor und liegt in Reichweite mehrerer Kurorte und soll Tagesausflugsziel sein, aber auch Platz für Übernachtungsgäste bieten. Die Materialien sowie die Ausstattung sind reduziert, womit sich die Architektur zurücknimmt und eine ruhige Atmosphäre schafft. Ziel des Gebäudes ist Erholung, Entspannung und die bewusste Entschleunigung des Alltags. Aus diesem Grund ist die Ausstattung nur auf das für den funktionalen Ablauf Nötigste reduziert und soll die Natur erlebbar und die Spiritualität enfaltbar machen.
Das Grundprinzip des Entwurfs ist die Tatamimatte. Aus diesem Element werden alle Raumgrößen gebildet, aber ebenso die Maße für die Konstruktion abgeleitet. Durch die Kombinationsmöglichkeiten sind verschiedene Raumdimensionen mit unterschiedlichen Qualitäten möglich.
Bei der Katsura Villa gibt es eine vorgegebene Wegeführung. Hier steigert sich vom Eingang aus bis zu den kaiserlichen Gemächern die Privatheit. Der Eingang wird erst erreicht, nachdem man an der Hauptfassade entlang gegangen und wieder umgekehrt ist. Die Anordnung der Einzelhäuser wurde nach diesen Prinzipien ausgeführt. Um den Fokus auf das bewusste Beschreiten des Weges zu lenken, ist dieser als Steg ausgeführt. Auch der Untergrund aus unbetretbarem Moor macht den Steg zur einzigen Möglichkeit die Gebäude zu erreichen.Vom zentralen Bereich zwischen Empfangs- und Aufenthaltsgebäude aus werden die Blicke durch die Gebäudeplatzierung gelenkt, wobei die Eingänge erst auf dem Weg dorthin ersichtlich werden. Ein-Zimmer-Gebäude bilden den abgelegensten Bereich des Ensembles und haben einen freien Ausblick in die Natur.
Durch diese Wegeführung entsteht in Kombination mit dem Außenraum eine horizontale Endlosigkeit wie bei der Katsura Villa. Diese Horizontalität wird hier durch den vertikalen Aspekt des offenen Tragwerks erweitert. Man hat einen nach oben offen wirkenden Raumabschluss, durch die unteren Enden des Tragwerks aber trotzdem eine klare optische Trennung zwischen dem eigentlichen Raum und dem erweiternden Dachraum.