Fake Views | Potemkinsche Bildbauten
Gregor Löber | Leon Vohl
Auf das Auge allein ist kein Verlass: Im Zeitalter digitaler Bildbearbeitung sind Filme und Fotografien so leicht manipulierbar, dass genaueres Hinsehen nicht ausreicht, um entscheiden zu können, was „wirklich“ ist und was nicht. Der Glaube dass Fotografie etwas Objektives darstellt ist spätestens seit Thomas Demand gestorben. Der heute so aktuelle Begriff >> fake news << müsste um >>fake views<< erweitert werden.
Fünf mal zwölf Farbrucke auf Beton, fünf mal zwölf digitale Zeichnungen auf Tablets. Abgehängt und verschleiert fünf Visualisierungen. Fünf Viedeosequenzen auf Smartphones. Die Medialisierung von Architektur, so scheint es, ist auch hier zentraler Gegenstand des Kuratorischen. Eine Folge von Darstelllungen, die teils ohne programmatische Gebundenheit improvisierte Szenen zeigen und die, ohne sich auf eine Ordnung festzulegen, von einem Bildgegenstand zum nächsten übergehen.
Der Titel „fake views_potemkinsche bildbauten“ zieht ein interpretatives Spannungsfeld auf. Die Arbeit verhandelt in Zeiten, wo Flanieren im Netz und im physischen Raum ineinander übergehen - die Schnittstelle zwischen Bild und Raum, online und offline - von Fakt und Fiktion. Die Bildserie beschäftigt sich mit der Wirkung und dem Glaubwürdigkeitsanspruch von instagrammtauglichen Architekturabbildungen. Und verweist allegorisch auf deren Dekontextualisierung, Verzerrung, Verfremdung, Skalierung, Imitation und nicht zuletzt Täuschung. Die Diskrepanz zwischen Architektur als Bild, als fotografische Kulisse und als traditionelle zivile Infrastruktur - schwingt mit und äußert sich hier als neuen Bildtypus.