re:user - Daten als Ressource
Masterarbeit SS 2022 | Lena Wagner
Transformation eines ehemaligen Kaufhauses - Symbiose zwischen bestehender Struktur und digitalem Gut
Das digitale Leben erlangt zunehmend an Bedeutung in unserer Gesellschaft und ist zur selbstverständlichen Komponente unseres Alltages geworden. Nahezu alle Areale unseres Lebens wandern in digitale Räume ab. Die Geschwindigkeit, mit der sich die digitale Welt weiterentwickelt, zieht einen wachsenden Bedarf an solchen Räumen nach sich. Diese virtuellen Räume zur Verwaltung und Speicherung von Daten benötigen wiederum physische Räume.
Dieser Relevanz der digitalen Transformation in der Gesellschaft steht der bauliche Umgang mit eben solchen Räumen, welche für die Speicherung und Verarbeitung von Daten unabdingbar sind, gegenüber. Über die bauliche Struktur dieser Gebäude ist im Allgemeinen nur wenig publik. Sie spielen im öffentlichen Leben selten eine Rolle, vielmehr verkörpern sie Anonymität, Abschottung und Geheimhaltung.
Milliarden von Menschen auf der Welt sind online. Nur wenige sind sich jedoch bewusst, dass ihr digitaler Konsum eine exorbitante Auswirkung auf das Klima hat. Das Bewusstsein über diese Prozesse sollte im Sinne einer klimaneutraleren Zukunft in die Gesellschaft getragen werden.
Diese Arbeit soll dazu beitragen, die bestehende Polarität auszugleichen und bewirken, dass sich die Gesellschaft selbst als Erzeugende und Verantwortliche ihrer Daten begreift. Es soll ein Ort geschaffen werden der für ein Umdenken und ein neues Bewusstsein steht, indem er die Datenspeicher in die Stadtmitte rückt und sich simultan bereits bestehende Strukturen zu Nutze macht.
In den Top-Lagen der Innenstädte werden die in die Jahre gekommenen Gebäude stets abgebrochen, um oftmals mit den gleichen städtebaulichen Rahmenbedingungen an Ort und Stelle neu errichtet zu werden. Die Entwicklung des Bautypus Kaufhaus hin zu einer einfachen „Kiste“ wird zum viel diskutierten Stadtbaustein, ein Großteil der Bevölkerung erachtet solche monofunktionalen Bauten als Bausünden. Das Gebäude der ehemaligen Sportarena in Stuttgart ist ein Paradebeispiel für die Umgangsweise mit monofunktionalen Gebäudetypen in den deutschen Innenstädten.
Unter dem Aspekt der Suffizienz und dem Erhalt von bestehender Struktur soll der Eingriff minimal erfolgen. Die Bestandsstruktur erhält geschossweise Perforationen in welche die Servertürme eingesetzt werden. Die Serverkomponenten werden in einer Stahl-Glas-Konstruktion vertikal gestapelt. Die Technik wird einsehbar und erlebbar.
Die Serverabwärme kann durch die kurzen Wege und niedrigen Vorlauftemperaturen der bauteilaktivierten Wände effektiv genutzt werden. Diese sorgen dafür, dass die Temperatur im Gebäude das ganze Jahr über konstant gleich bleibt. So wird Energie genutzt, die bisher als verlorene Wärmeenergie in die Umwelt abgegeben wurde.
Der Entwurf leistet einen oppositionellen Beitrag dazu, wie in Zukunft mit der Typologie des Rechenzentrums umgegangen, deren technische Potenziale ausgeschöpft werden könnten und wie Architektur eine Öffentlichkeit für diesen Diskurs erzeugt.