Bauen für Biodiversität?
Eine Architektur der Cohabitation.
Masterarbeit WS 22/23 | Johanna Klimesch
Die Biodiversität hält das Ökosystem unseres Planeten im Gleichgewicht und versorgt uns mit wichtigen Ökosystem-Dienstleistungen, wie saubere Luft, Trinkwasser und nährstoffreiche Böden. Durch Landnutzungsänderungen, Umweltverschmutzung und Klimawandel haben wir Menschen die Biodiversität in Gefahr gebracht: Nicht-menschlichen Tierarten werden mit ihren Lebensräumen auch ihrer Lebensgrundlage entzogen.
Kontroverserweise, da dem Bauen eine Teilschuld zugeschrieben werden muss, könnten Städte aufgrund ihrer Strukturvielfalt in Zukunft zu Lebensräumen vieler nicht-menschlicher Tiere werden. Daraus ergab sich die Grundfrage der Masterarbeit: „Bauen für Biodiversität?“
Es gilt eine Architektur der Cohabitation zu gestalten, die auf Basis folgender Hypothese entworfen wird: Wenn wir nicht-menschliche Stadtbewohner:innen erlebbar machen, indem wir sie durch Architektur in den menschlichen Alltag einladen, führt das in der Gesellschaft zu einer gesteigerten Bereitschaft, andere Tierarten und die Natur zu schützen, was einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leisten kann.
Die These wurde in drei wesentlichen Argumenten vertreten, die zum Aufbau des konzeptionellen Architekturentwurfes wurden. Für sieben Akteur:innen wurden dann in einem Raumatlas Räume konzipiert, wobei alle Lebensphasen beschrieben und berücksichtigt wurden. Am bestehenden Universitäts-Gebäude in der Seidenstraße 36 in Stuttgart wurden dann neue Räume für sieben Tierarten entworfen: Die Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana), die Mauereidechse (Podarcis muralis), der Haussperling (Passer domesticus), der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus), das Große Mausohr (Myotis myotis), der Mauersegler (Apus apus) und der Mensch (Homo sapiens). Ein Cohabitation-Space, welcher für einen thematischen Austausch über Biodiversität dient und somit das kollektive Gedächtnis der menschlichen Gesellschaft stimuliert, rundet das Konzept ab.
Das Produkt der Masterarbeit war eine architektonische Reportage einer Architektur der Cohabitation, die zeigt, wie Architektur einen Beitrag zum Biodiversitäts-Diskurs leisten kann.