TECHNOFOLLIES

Masterarbeit WS 21/22 | Gregor Löber, Leon Vohl

Techno.Folly. "Folly" - das vielleicht poetischste Wort des Architekturvokabulars. Es impliziert einen Sprung über das Praktische hinaus und definiert wohl am ehesten die Trennlinie zwischen Kunst und Architektur. Die Etymologie ist interessant: "follly" stammt aus dem altfranzösischen "folie" , "Wahnsinn", was im modernen Französisch aber auch für "Vergnügen" und "Lieblingsbehausung" steht. Es ist dieser leichte Touch der "Verrücktheit", der sie von ihrer ernsteren Schwester, dem Pavillon, unterscheidet.

Die Aufhebung von Vernunft und Funktion öffnet die Tür für Phantasie und Experiment. Es ist die "Torheit" die das Vermögen der Ambivalenz und damit der Freiheit in sich trägt. Es ist diese besondere Fähigkeit der Follies, den Raum zwischen Alltag und Utopie zu aktivieren. Das Technofolly kann als ein kritisches Objekt definiert werden das zwischen ästhetischer Autonomie und sozialpolitischem Potenzial oszilliert. Die skulpturale Welt der Technofollies ist in der Lage die reale Welt und ihre Konvention zu befragen und zu kommentieren. Architektur als Möglichkeitsform Fragen zu stellen, nicht als Möglichkeit Antworten liefern zu müssen. Das Spekulative, als perfomativer Moment. Die Technofollies entziehen sich der eindeutigen Funktion ohne dabei nutzlos zu sein. Durch diese ambivalente Doppelfunktion wird der Rezipient nicht nur aufgefordert, über den Sinn von Architektur und adäquater From nachzudenken, er wird gerade dazu genötigt.

Die Exzentrik der Technofollies ist intendiert. Das provokativ Unnütze programmatisch. „Vor 1,7 Millionen Jahren hat der Homo erectus begonnen, einen perfekt symmetrischen Faustkeil herzustellen, indem er einen Stein mit einem anderen behaute. Er brauchte nicht symmetrisch sein, und viele dieser Faustkeile haben keine Gebrauchsspuren. Dies deutet darauf hin, dass es besser war, einen schönen Faustkeil zu machen, als einen, der besser funktionierte.“ (Mark Wigley, Design ist Politik) Die Techofollies sind Träger einer ästhetisch technisierten Überaffirmation. Das Technizistische wird zum poetischen Werkzeug. Das ornamental Exzentrische, feiert deren Emanzipation.

„100 Prozent Techno. Einhundert Prozent Folly“ Kein technizistsicher Fassadenzauber. Die Form wird zum Inhalt und der Inhalt zur Form. Die Technofollies verstehen sich als architektonische Störfaktoren. Gegenwärtig und für die unvorhergesehene Zukunft. Als Technofossilien werden uns die Technofollies überdauern. Sie werden sich in der geologischen Schicht der Technosphäre abzeichnen und damit zum Artefakt. Wenn in ferner Zukunft Archäologen den Versuch anstellen Schlüsse über unsere aktuelle Zeit zu ziehen, werden sie an den Technofollies womöglich scheitern. Die Spuren der Technofossilien als alternatives architektonisches Relikt unserer Zeit und als zukünftiges „objet ambigu.“

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