Speicherbad | Eine verborgene Unterwelt im Wasserspeicher Stuttgart
Masterarbeit WS 20/21 | Franziska Messer, Laura Schulz
Einer der bedeutendsten und ältesten Wasserspeicher Stuttgarts ist der Hochbehälter Kanonenweg am Urachplatz im Stuttgarter Osten. Der Hochbehälter Kanonenweg deckt die größte Versorgungszone in Stuttgart ab. Rund 100.000 Stuttgarter in den Stadtbezirken Stuttgart-Mitte, Stuttgart-Ost, Wangen, Hedelfingen, Ober- und Untertürkheim sowie Bad Cannstatt und Münster werden mit diesem Wasserspeicher versorgt.
Der historische Wasserspeicher konnte den heutigen Vorschriften der Trinkwasserversorgung nicht mehr gerecht werden, weshalb die Netze BW Ende 2013 beschlossen hat, die historischen Kammern durch einen Neubau zu ersetzen. Bisher wurde jedoch keine Nachnutzung gefunden. Die Anlage des Hochbehälters Kanonenweg steht in ihrer Gesamtheit unter Denkmalschutz.
Eine wichtige Eigenschaft der Räumlichkeiten bestand darin, Wasser zu speichern. Mit unserem Entwurf des Speicherbads geben wir dem Wasserspeicher das verschwundene Wasser in neuer Form wieder zurück, indem wir diesen als Therme umnutzen. Hierfür nutzen wir das Mineralwasservorkommen in Stuttgart, denn die Stadt verfügt über das zweitgrößte Mineralwasservorkommens nach Budapest. Durch das Speicherbad werden die imposanten Räumlichkeiten des Wasserspeichers für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zudem werden diese erlebbar und laden zu einem langen Verweilen in dem historischen Speicher ein. Mit dem Speicherbad schaffen wir einen Ort der Regeneration, Erholung und Kommunikation für alle Altersklassen.
Der Besucher erlebt das Speicherbad entlang eines Rundwegs. Damit verbinden wir die voneinander abgetrennten Kammern. Den drei Kammern werden kalte, warme und heiße Badebereiche zugeordnet, um sich entlang des Rundwegs langsam und auf eine sanfte Art und Weise zu erwärmen. Zusätzlich zur Temperatur ändert sich das Raumgefühl in der jeweiligen Kammer. Dafür nutzen wir die baulichen Gegebenheiten der Kammern, wie beispielsweise das Tragwerk und die Ausrichtung des Raums.
Für den respektvollen Umgang mit dem Bestand und unseren neu hinzugefügten Elementen haben wir ein Ordnungssystem für jede Kammer entwickelt. Hierbei ist es wichtig, dass der Bestand mit seiner Patina und seinen räumlichen Eigenschaften weiterhin erhalten und spürbar bleibt. Veränderungen des Bestands werden hauptsächlich vom Boden aus geschaffen. Das Gewölbe bleibt größtenteils unberührt. Um unterschiedliche Raumgefühle und gezielt Tageslicht in die unterirdischen und dunklen Kammern zu bringen entfernen wir stellenweise das Tonnengewölbe der Kammern.